vrijdag 21 december 2018

SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen



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Manipulation durch ReporterSPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen

Ein Reporter des SPIEGEL hat in großem Umfang eigene Geschichten manipuliert. Durch interne Hinweise und Recherchen erhärtete sich in den vergangenen Tagen der Verdacht gegen Claas Relotius - der inzwischen Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen hat. Auch andere Medien könnten betroffen sein.
Eine Rekonstruktion in eigener Sache von Ullrich Fichtner

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Kurz vor dem Ende seiner Karriere kommen sich Glanz und Elend im Leben des Claas Relotius einmal ganz nah. Es ist der Montag vor drei Wochen, der 3. Dezember, am Abend wird Relotius, SPIEGEL-Mitarbeiter seit sieben, SPIEGEL-Redakteur seit eineinhalb Jahren, in Berlin auf eine Bühne gerufen. Er hat nach Meinung der Jury des Deutschen Reporterpreises 2018 wieder die beste Reportage des Jahres geschrieben, über einen syrischen Jungen diesmal, der im Glauben lebt, durch einen Kinderstreich den Bürgerkrieg im Land mit ausgelöst zu haben. Die Juroren würdigen einen Text
"von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert."
Aber in Wahrheit ist, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wissen kann, leider alles offen. Alle Quellen sind trüb. Vieles ist wohl erdacht, erfunden, gelogen. Zitate, Orte, Szenen, vermeintliche Menschen aus Fleisch und Blut. Fake.

Die elende Seite im Leben des Claas Relotius dokumentiert eine E-Mail, die zufällig ebenfalls an jenem 3. Dezember, keine 17 Stunden vor der Preisverleihung in Berlin, um 3.05 Uhr in deutscher Nacht, bei ihm eintrifft. Eine "Jan" meldet sich, das ist kurz für: Janet, sie macht die Pressearbeit für eine Bürgerwehr in Arizona, die entlang der Grenze zu Mexiko Streife auf eigene Faust läuft. Sie fragt Relotius, der über diese Bürgerwehr zwei Wochen zuvor in der dunkel schillernden SPIEGEL-Reportage "Jaegers Grenze" geschrieben zu haben vorgab, wie das denn zugehe? Wie Relotius Artikel über ihre Gruppe verfassen könne, ohne für ein Interview vorbeizukommen? Und dass es doch sehr seltsam auf sie wirke, dass ein Journalist Geschichten schreibe, ohne vor Ort Fakten einzusammeln.

An "Jaegers Grenze" wird Relotius scheitern.
Es ist der eine gefälschte Text zu viel, weil er diesmal einen Co-Autor hat, der seinen "Quatsch" nicht mitmacht, der Alarm schlägt und bald Fakten gegen die Fiktionen sammelt. Juan Moreno ist dieser Co-Autor, seit 2007 als Reporter für den SPIEGEL in aller Welt unterwegs. Im Streit mit und über Relotius riskiert Moreno seinen eigenen Job, zwischenzeitlich recherchiert er dem Kollegen, verzweifelt, auf eigene Kosten hinterher. Drei, vier Wochen lang geht Moreno durch die Hölle, weil Kolleginnen und Vorgesetzte in Hamburg seine Vorwürfe anfangs gar nicht glauben können. Relotius? Ein Fälscher? Der bescheidene Claas? Ausgerechnet?

Es wird im SPIEGEL noch Ende November, Anfang Dezember für möglich gehalten, dass Moreno in diesem Spiel der eigentliche Halunke ist und Relotius das Opfer einer üblen Verleumdung. Geschickt pariert Relotius alle Angriffe, alle gut recherchierten Beweise Morenos. Immer wieder findet er Mittel, Zweifel zu säen, Vorwürfe plausibel zu entkräften, die Wahrheit mit allen Mitteln zu seinen Gunsten zu verdrehen. Bis es irgendwann doch nicht mehr geht. Bis er endgültig nicht mehr schlafen kann, gejagt von der Angst vor Entdeckung. Relotius bricht ein, vergangene Woche, als ihn seine Vorgesetzte Özlem Gezer, Vizechefin des SPIEGEL-Gesellschaftsressorts, zur Rede stellt und ihm auf den Kopf zusagt, dass sie ihm nicht mehr glaubt. Am Donnerstag dann setzt er sich hin mit seinen Ressortleitern, mit einem Chefredakteur, und macht reinen Tisch, oder jedenfalls das, was er dafür hält.
So lässt sich sagen, dass Claas Relotius, 33 Jahre alt, einer der auffälligsten Schreiber des SPIEGEL, ein bereits vielfach preisgekrönter Autor, ein journalistisches Idol seiner Generation, kein Reporter ist, sondern dass er schön gemachte Märchen erzählt, wann immer es ihm gefällt. Wahrheit und Lüge gehen in seinen Texten durcheinander, denn manche Geschichten sind nach seinen eigenen Angaben sauber recherchiert und Fake-frei, andere aber komplett erfunden, und wieder andere wenigstens aufgehübscht mit frisierten Zitaten und sonstiger Tatsachenfantasie. Während seines Geständnisses am Donnerstag sagte Relotius wörtlich:
"Es ging nicht um das nächste große Ding. Es war die Angst vor dem Scheitern." Und "mein Druck, nicht scheitern zu dürfen, wurde immer größer, je erfolgreicher ich wurde."
Die kruden Potpourris, die wie meisterhafte Reportagen aussahen, machten ihn zu einem der erfolgreichsten Journalisten dieser Jahre. Sie haben Claas Relotius vier Deutsche Reporterpreise eingetragen, den Peter Scholl-Latour-Preis, den Konrad-Duden-, den Kindernothilfe-, den Katholischen und den Coburger Medienpreis. Er wurde zum CNN-"Journalist of the Year" gekürt, er wurde geehrt mit dem Reemtsma Liberty Award, dem European Press Prize, er landete auf der Forbes-Liste der "30 under 30 - Europe: Media" - und man fragt sich, wie er die Elogen der Laudatoren ertragen konnte, ohne vor Scham aus dem Saal zu laufen.

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Diese Enthüllung, die einer Selbstanzeige gleichkommt, ist für den SPIEGEL, für seine Redaktion, seine Dokumentationsabteilung, seinen Verlag, sie ist für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Schock. Die Kolleginnen und Kollegen sind tief erschüttert. Auf dem Flur im neunten Stock des SPIEGEL-Hauses, auf dem Relotius' Zimmer 09-161 lag, sind Belegschaft und Leitung des Gesellschaftsressorts, in dem er arbeitete, fassungslos und traurig. Ein Kollege, der viel mit Relotius' Texten zu tun hatte, sagte Anfang dieser Woche, die Affäre fühle sich an "wie ein Trauerfall in der Familie".

Dass es Relotius gelingen konnte, jahrelang durch die Maschen der Qualitätssicherung zu schlüpfen, die der SPIEGEL in Jahrzehnten geknüpft hat, tut besonders weh, und es stellt Fragen an die interne Organisation, die unverzüglich anzugehen sind. Nicht verhindert zu haben, dass die seit 1949 im SPIEGEL-Statut verbrieften Werte des Hauses in derart flagranter Weise verletzt werden, verursacht einen stechenden Schmerz, und das ist nicht nur hingesagt.

Wer das Atrium der SPIEGEL-Zentrale am Ericusgraben in der Hamburger Hafencity betritt, hat an der Wand gegenüber das Motto des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein vor Augen, in dem sich das publizistische Ideal des Hauses in seiner knappsten Form verdichtet: "Sagen, was ist." Das ist der Auftrag immer gewesen, und niemand sollte die silbernen Lettern für bloßen Wandschmuck oder journalistische Folklore halten. Sagen, was ist, das heißt in den Worten des Statuts von 1949:
"Alle im SPIEGEL verarbeiteten und verzeichneten Nachrichten, Informationen, Tatsachen müssen unbedingt zutreffen […]Berichtigungen kann sich der SPIEGEL nicht erlauben."
Das gilt. Es ist Verpflichtung. Wort für Wort.
Deshalb markiert der Fall Relotius einen Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des SPIEGEL. Die selbst gesteckten Ziele wurden verfehlt, eigene Ansprüche weit unterboten, alte Werte verletzt, wie oft genau und in welchen Weisen, wird noch zu ermitteln sein. Der junge Redakteur, der den großen Reporter mimte, hat sein Büro am Sonntag ausgeräumt und seinen Vertrag am Montag gekündigt.

Als Autor oder Co-Autor hat er im SPIEGEL 55 Originaltexte veröffentlicht, davon gingen drei, ins Englische übersetzt, ins Digitalangebot SPIEGEL International, 18 wurden in Zweitverwertung auch noch digital weitervertrieben. Dreimal schrieb Relotius Texte für SPIEGEL ONLINE, und in seinen insgesamt zehn, elf Jahren als Journalist publizierte er auch in "Cicero", in der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag", der "Financial Times Deutschland", der "taz", der "Welt", im "SZ-Magazin", in der "Weltwoche", auf "ZEIT online", in "ZEIT Wissen" und in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Relotius will auch, laut einer biografischen Selbstauskunft, für den britischen "Guardian" geschrieben haben. Im Archiv des SPIEGEL findet sich dafür kein Beleg.

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DER SPIEGEL bittet jeden und jede, der oder die mit falschen Zitaten, erfundenen Details ihres Lebens, in erdachten Szenen, an fiktiven Orten oder sonst in falschen Zusammenhängen in Artikeln von Claas Relotius im SPIEGEL aufgetaucht sein mögen, um Entschuldigung. Das Haus entschuldigt sich auch bei seinen Leserinnen und Lesern, bei allen geschätzten Kolleginnen und Kollegen in der Branche, bei den Preiskomitees und -jurys, den Journalistenschulen, bei der Familie Rudolf Augsteins, bei Geschäftspartnern und Kunden. DER SPIEGEL wird eine Kommission berufen, der auch Externe angehören werden, um die Vorgänge aufzuklären und um Wiederholungsfälle zu vermeiden. Ausschließen lassen sie sich, auch bei bestem Willen, nicht. Der Journalismus unterliegt, wie alles, um ein Wort von Heinrich von Kleist zu leihen, der "Gebrechlichkeit der Welt". Und auch der Mensch, der Journalismus treibt, wird immer fehlbar sein und bleiben.

Einfache Abhilfe ist deshalb leicht zu fordern, aber nicht zu haben. Bereits heute wird jeder Text, der im SPIEGEL gedruckt wird, parallel durch die Dokumentationbearbeitet, die alle Tatsachenbehauptungen auf ihre Korrektheit hin überprüft. Wenn Claas Relotius im August 2014, in seiner ersten großen SPIEGEL-Geschichte "Heim in die Hölle" schreibt, die Stadt Marianna liege "eine gute Autostunde westlich von Tallahassee" im Norden Floridas, dann hat ein SPIEGEL-Dokumentar überprüft, dass das genau so stimmt.

Wenn Relotius schreibt, die kleine Stadt zähle "drei Kirchen, zwei Jagdklubs und eine Hauptstraße, die sich kilometerlang zwischen heruntergekommenen Flachbauten hinzieht", wäre das dank der vielen Möglichkeiten des Internets wohl auch überprüfbar, aber hier geht es schon hinein in die Recherche des Journalisten vor Ort. Seine Arbeit basiert auf einem Grundvertrauen, das ihm die Redaktion zu Hause schenkt. Der Dokumentar beim SPIEGEL ist zwar des Journalisten natürlicher Feind, und das hat SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein so gewollt, er hilft aber auch, liefert zu, versucht, Fehler zu verhindern, und er arbeitet am gleichen Produkt. Dass ein Kollege vorsätzlich betrügt, kann nicht Teil der alltäglichen Überlegungen im Journalismus sein. Die Regel ist das redliche Bemühen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Der Betrug ist die Ausnahme. Bei Claas Relotius verfließen alle Sphären.
Er sagte, am vergangenen Donnerstag, "Heim in die Hölle", die Geschichte einer furchtbaren Besserungsanstalt, in der viele Jahre lang Kinder gequält wurden, sei eine recherchierte Geschichte, im Gespräch mit Opfern und Zeitzeugen und Besuchen vor Ort sauber erarbeitet. Dasselbe sagt Relotius von "Gottes Diener", erschienen im SPIEGEL im Februar 2015. Der Text ist ein politisches Porträt des Gynäkologen Willie Parker, der im US-Bundesstaat Mississippi als letzter Arzt noch Abtreibungen ausführt. Aber kann das, mit dem neuen Wissen um Relotius' Verhältnis zur Wirklichkeit, wahr sein? Dass es im ganzen Staat Mississippi nur noch einen Arzt gibt, der Schwangerschaftsabbrüche vornimmt? Und dass dieser Arzt dann auch noch eine Wandlung vom Saulus zum Paulus hinter sich hat, weil er einst selbst ein Gegner der Abtreibung gewesen sein soll?

Fragwürdigkeiten stellen sich sofort ein, sobald man einmal anfängt, sie zu suchen. Wer arglos liest, merkt nicht weiter auf. Wer das Falsche sucht, wittert es bald überall. Es gehört zur Grundausstattung des Menschen, im Umgang mit Wahrheit und Wahrscheinlichkeit erstaunlich großzügig zu sein, solange kein Grund zum Zweifeln besteht. Dann ist die Bereitschaft, noch die unglaublichsten Geschichten für wahr zu halten, solange sie nur plausibel wirken, ziemlich grenzenlos. Darauf fußte der Erfolg des Claas Relotius. Und sein Elend wird nun ins Unermessliche wachsen, weil man ihm, dem Ertappten, am Ende kein einziges Wort mehr glauben wird.

Immer wieder arbeitet Relotius in seinen Texten mit Musik und Musikzitaten, das zieht sich durch, und die zugehörigen Szenen sind oft mit faszinierender Perfektion gestaltet. Es stehen dann Sträflinge in Waschräumen und beginnen unvermittelt, Popsongs anzustimmen, oder ein verlorenes Kind geht eine dunkle Straße entlang mit einem traurigen Lied auf den Lippen. Die Musik erweitert den Assoziationsraum der Geschichten, sie werden überwältigend sinnlich an diesen Stellen, sie geben der Fantasie der Leserschaft Futter. Das Schreiben fühlt sich dann filmisch an, es beginnt ein "Kino im Kopf", und diese Formulierung gehört nicht zufällig zu den stehenden Redewendungen bei Preisverleihungen an Journalisten. Auch Relotius hat dergleichen über seine eigenen Texte immer wieder gehört. Er hat sich nur offenkundig dagegen entschieden, dass in diesem Kino nur Dokumentarfilme gezeigt werden dürfen. Dass Journalismus, anders als Literatur oder Filme, stimmen muss von A bis Z.

In "Gottes Diener" läuft auf dem Flur der Abtreibungsklinik leise ein CD-Player, der angeblich immerfort dasselbe Lied von Tom Petty spielt, "I Won't Back Down". Der Text des Songs passt so perfekt in die Geschichte, dass man in der Rückschau sagen muss: Es ist zu schön, um wahr zu sein. Der ertappte Reporter sagte am Donnerstag, als er auszupacken begann, auf eine gezielte Nachfrage nach der Musik:
Ja, wenn gesungen werde in seinen Geschichten, dann habe er sich das meistens ausgedacht.
Aber gilt das auch, wenn CD-Player leise spielen? Oder wenn irgendwo ein Radio läuft mit einem passenden Lied?

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Als Redakteur, als Ressortleiter, der solche Texte frisch bekommt, spürt man zuerst nicht Zweifeln nach, sondern freut sich über die gute Ware. Es geht um eine Beurteilung nach handwerklichen Kriterien, um Dramaturgie, um stimmige Sprachbilder, es geht nicht um die Frage: Stimmt das alles überhaupt? Und dieser Relotius liefert immer wieder hervorragende Geschichten, die wenig Arbeit und viel Freude machen. Relotius ist ein besonders wertvoller Mitarbeiter. Er schreibt ja nicht nur große Sachen. Er beweist sein Talent, seine Hingabe an den Beruf, Woche für Woche. Erledigt Redaktionsdienste, macht auch kleine Interviews, schreibt in schnellem Takt Texte für die SPIEGEL-Rubrik "Eine Meldung und ihre Geschichte". Das wöchentliche Format, das hinter die tiefere Wahrheit der kleinen, vermischten Nachrichten steigen soll, liegt ihm. Er beherrscht die Form. Mit Witz. Und Tempo.

Dabei ist er, Jahrgang 1985, auf angenehme Weise anders als viele seiner Altersgenossen, die oft mit starken Ideen und hohen Meinungen vor allem über ihre eigenen Fähigkeiten zum SPIEGEL kommen, um Hospitanzen und Praktika zu absolvieren. Relotius ist ein bescheidener Mensch, hoch aufgeschossen, zurückhaltend, höflich, aufmerksam, ein wenig zu ernst vielleicht. Insgesamt ein Typ, dessen Eltern man gratulieren möchte zu ihrem gelungenen Sohn. Er wirkt eher schwach in mündlichen Diskussionen, aber er ist ja auch noch keine 30 Jahre alt anfangs, als er ankommt beim SPIEGEL, im Frühjahr 2014. Ein neuer, freier Mitarbeiter, der Anlass gibt zu schönen Hoffnungen. Er hat noch kein Büro, keine Hauskarte, er arbeitet auf Honorarbasis, und er verdient nicht schlecht.

Als freier Journalist, der er ist, beliefert er damals auch noch andere Blätter, aber der SPIEGEL bindet ihn enger an sich im Lauf der Zeit. Er bekommt bald ein ordentliches Garantiehonorar, und er liefert. Trägt bei zu Gemeinschaftsstücken des Ressorts, liefert Meldungen, produziert verlässlich, immer in sehr guter Qualität, und er lernt schnell. Er nimmt Hinweise dankbar auf, verarbeitet Verbesserungsvorschläge in perfekter Manier, er setzt um, was Ressortleiter ihm raten, berät sich auch mit Kolleginnen und Kollegen über seine und deren Texte. 

Er hilft neuen Praktikanten beim Einstieg, er ist ein Kollege, auf den man sich freut im Büro.
Und von Zeit zu Zeit schwingt er den ganz großen Hammer. Legt im April 2016 "Nummer 440" vor, die sensationelle Geschichte über einen zu Unrecht in Guantanamo einsitzenden Jemeniten, der in 14 Jahren Folter und Isolationshaft so verbogen wird, dass er am Ende nicht mehr freigelassen werden will. Drei Monate später nur, im Juli, erscheint im SPIEGEL schon "Königskinder" , der Relotius-Klassiker, mit Preisen überhäuft, die Geschichte zweier Waisenkinder aus Aleppo, die in der Türkei als Kindersklaven enden.

Relotius sagt, mit "Nummer 440" gebe es Probleme in Sachen Fake News, mit "Königskinder" nicht. Aber Königskinder beginnt so:
"An einem frühen Morgen in diesem Sommer geht Alin, ein Mädchen mit müden Augen, 13 Jahre alt, allein durch die noch dunklen Straßen der Stadt Mersin und singt ein Lied."
Sie singt ein Lied, und wo gesungen wird, beginnt bei Relotius in aller Regel das Reich der Fantasie. In der Rückschau wird das klar, im Alltag bleibt es leicht unsichtbar, zwischen den Texten liegen ja oft auch Monate. In "Königskinder" geht der Text weiter:
"In klappernden Sandalen läuft sie durch die Fabrikviertel, vorbei an verfallenden Gebäuden, an Hunden, die noch schlafen, und an Laternen ohne Licht. Das Lied, das sie singt, handelt von zwei Kindern, denen kein Leben offenstand und die doch, als sie schlimmstes Leid ertragen hatten, gerettet werden sollten."
Man kann das sprachlich schön finden oder für den Kitsch-Preis vorschlagen, man hätte auch fragen können, ob es so ein Kinderlied in Syrien überhaupt gibt. Aber selbst wenn nicht, wäre es schwer gewesen, dem Reporter eine Fälschung nachzuweisen. Als Relotius das eine Kind traf, Ahmed, den Bruder, war ein Fotograf dabei, gewissermaßen als unabhängiger Zeuge. 

Das Bild des Mädchens Alin dagegen hat Relotius selbst aufgenommen, mit ihr war er allein unterwegs, ohne Fotografen. Aber reicht das, um schon von einer Fälschung auszugehen? Relotius begleitet das Mädchen in seine unterirdische Näher-Werkstatt, als wenn man dort einfach so ein- und ausgehen könnte. Er steigt mit ihr hinab in den Keller, der nach Schweiß stinkt, über eine Treppe mit 15 Stufen, so steht es da: 15 Stufen, weil Relotius gelernt hat, dass exakte Zahlen die Glaubwürdigkeit des Geschriebenen erhöhen.

Aber vielleicht war es ja so. Vielleicht hat Relotius nicht nur das eine, sondern auch das andere Kind begleitet, vielleicht hat das Mädchen gesungen und alles so erzählt, dass er es dann guten Gewissens aufschreiben und berichten konnte. Aber wie soll man ihm glauben? Einem Mann, der zugibt, dass er sich die innere Wandlung des Guantanamo-Häftlings Mohammed Bwasir aus den Fingern gesogen hat?
Er hat das, durch einen Kunstgriff, meisterhaft verschleiert, indem er die Unmöglichkeit des eigenen Tuns auch noch gesondert herausstellte. Ziemlich weit vorn im Text steht da nämlich schon, klipp und klar:
"Wer als Reporter nach Guantanamo reist, kann Mohammed Bwasir dort nicht sehen, nicht sprechen, aber es gibt Menschen, die ihm eine Stimme geben."
Das sind, laut Relotius: ein Anwalt, ein Bruder "im Jemen", einstige Zellennachbarn, und dazu gibt es Lagerberichte, geleakte Geheimakten, persönliche Briefe. Welchen Zugang hatte Relotius? Welche Papiere kannte er wirklich? Wie eng hat der Anwalt mit ihm kooperiert?

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Sein Text suggeriert unter anderem, dass er die vielen Briefe des Häftlings, auf Arabisch geschrieben, von einem Mitarbeiter des Anwalts übersetzt, für seine Recherche sichtet. Er fasst sie zusammen, er referiert, als würde er das ganze Konvolut überblicken: "Am Anfang taucht in seinen Nachrichten häufig das Wort 'Zukunft' auf", steht da zum Beispiel. Was weiß Relotius über den Anfang, über die Mitte, über das Ende eines Zeitraums von 14 Jahren? Nichts weiß er, und er gibt es am vergangenen Donnerstag zu, dass er sich die innere Wandlung des Häftlingsweitgehend vorgestellt hat, und ganz sicher ist es ihm nicht zu glauben, wenn er schreibt, live aus dem Inneren von Guantanamo:
"Dann schalten die Soldaten, über vier Lautsprecher direkt neben seinem Kopf, Musik ein, Bruce Springsteen, 'Born in the U.S.A.'."
Im Februar 2017 erscheint "Löwenjungen" im SPIEGEL, ein bestürzender, nicht nur in Journalistenkreisen bekannter Text darüber, wie die Schergen des "Islamischen Staats" zwei Brüdern im Alter von 12 und 13 Jahren die Gehirne waschen und sie als Selbstmordattentäter nach Kirkuk schicken. Aus solchem Stoff sind die ganz großen Geschichten gemacht.

In solchen Texten zieht sich die Gegenwart einmal auf ein lesbares Format zusammen, große Linien der Zeitgeschichte werden fassbar und schlagartig wird das Große ganz menschlich verständlich. Wer als Reporter über solches Material verfügt, und wer Talent hat für Dramaturgie, kann daraus Gold spinnen wie im Märchen. Relotius hat das Talent. Das Material erfindet er. Er legt eine der besten Geschichten der vergangenen Jahre vor, ein Meisterwerk. Der Laudator des Peter Scholl-Latour-Preises, Paul-Josef Raue, selbst jahrzehntelang im Zeitungsgeschäft, sagt, er sei bei der Lektüre stolz gewesen, Journalist zu sein, denn "besser als in dieser Reportage kann Journalismus nicht sein."

Claas Relotius hat alle geblendet. Chefredakteure, Ressortleiter, Dokumentare, Kollegen, Journalistenschüler, Freundinnen und Freunde. In diversen Jurys haben sich Bischöfe und Unternehmer, Menschenrechtler und Medienschaffende, Politiker und Mäzene verzückt über seine Texte gebeugt, und zu Recht: Sie waren oft groß und schön. Aber in "Löwenjungen" legt er dem verhinderten Selbstmordattentäter Nadim, der als Mensch wohl existiert, mit dem Relotius aber nie ausführlich sprechen konnte, lange Unterhaltungen mit ihm in den Mund, und Koranverse, die ihm angeblich von IS-Leuten eingebläut wurden.

"Löwenjungen" ist ein besonders abstoßendes Beispiel für Relotius' Fälschungen. Die Figur des Arztes, auf die sich vieles stützt, hat es so nicht gegeben. Und über die Koranstellen heißt es im Text:
"Nadim hat keinen dieser Verse vergessen. Er sitzt in seiner Zelle, er sagt sie nacheinander auf, wie schüchterne Kinder Gedichte aufsagen, zu Boden sehend, atemlos. Sure 9, Vers 41: Ziehet aus, leicht und schwer, und eifert mit Gut und Blut in Allahs Weg."
So geht das weiter und weiter, es folgt Sure auf Sure, und nichts davon hat sich wirklich ereignet, außer im Kopf des Autors, der sich gerade eine neue Preisgeschichte schnitzt.
Nur einen Monat später, Ende März 2017, erscheint im SPIEGEL "In einer kleinen Stadt", eine Momentaufnahme aus Fergus Falls in Minnesota

Die Idee dahinter war, sie entstand in der Redaktion in Hamburg, die ersten Monate von US-Präsident Trump nicht immer nur von oben herab aus europäischer Sicht zu verteufeln, sondern sie auch einmal aus der Perspektive derer anzuschauen, die den großen Donald mutmaßlich gewählt hatten: Amerikaner vom Land. Der Plan war, dass sich Relotius in Fergus Falls einmietet, Leute kennenlernt, zuhört, und ein kleines Zeitbild aufnimmt, das einen die Amerikaner ein wenig besser verstehen lässt.

Der Plan geht schief, und solche Dinge passieren im Journalismus dauernd. Relotius findet keine Protagonisten, mit denen er etwas anfangen kann, er findet keinen Zugang zum Stoff. Er schreibt E-Mails nach Hause, auch an Kollegen, dass er auf dem Schlauch steht, dass er nicht weiterkommt. Er gerät in eine Situation, die jeder Reporter kennt: Es gibt einfach keine Geschichte, es lässt sich keine finden. In solchen Fällen müssen rasche Entscheidungen her: Abbrechen oder weitermachen? Neu ansetzen oder bleiben lassen? Einen neuen Aspekt suchen oder nach Hause fahren?

Beim SPIEGEL ist man an dieser Stelle in seiner Entscheidung sehr frei. Kein Mitarbeiter muss fürchten, und schon gar nicht einer wie Relotius, dass er wegen einer geplatzten Geschichte Ärger bekommt. Alle Journalisten wissen, dass solche Dinge passieren, dass Recherchen versanden, dass auch aus guten Stoffen nicht immer eine interessante Geschichte werden kann, und manchmal wird dabei eben auch Geld verbrannt, das man hätte sparen können, das gehört zum Risiko.

Relotius will das nicht akzeptieren. Über die Geschichte aus Fergus Falls sagt er, er wisse schon, dass er keine auf den Deckel bekommen hätte, wenn er abgebrochen hätte.
"Ich glaube", sagte Relotius vergangene Woche, "ein normaler Mensch würde sagen, hör' mal, Chef, das funktioniert hier nicht, ich sitze fest, wir können die Geschichte nicht machen." Aber Relotius zählt offenbar nicht zu den normalen Menschen. "Ich neige dazu", sagt er, "die Kontrolle haben zu wollen. Und ich habe diesen Drang, diesen Trieb, es doch irgendwie zu schaffen. Man schafft es natürlich nicht. Man schafft eine Fälschung."
Wenn er "man" sagt an dieser Stelle, kann er nur sich meinen und niemanden sonst.
In seiner Geschichte über Fergus Falls frisiert Relotius auf verletzend hochmütige Weise die Zeitgeschichte. Um einen kernigen Auftakt zu haben, erzählt er, dass am Ortseingang gleich neben dem Willkommensschild ein zweites Schild aufgestellt sei, "halb so hoch, aber kaum zu übersehen... Auf diesem Schild, aus dickem Holz in den gefrorenen Boden getrieben, steht in großen, aufgemalten Buchstaben: 'Mexicans Keep Out' - Mexikaner, bleibt weg."

Das Schild, das der ganzen Geschichte den Grundton gibt, hat nie existiert, es stand nur in der Fantasie des Autors herum. Er hat die Erfindung trotzdem als Faktum an Hunderttausende Leser weitergereicht, einfach so. Und die Einwohner von Fergus Falls hat er damit beleidigt. 

Es wirkt so, in der Gesamtsicht, dass ihm Menschen, die keine Kinder mehr sind, nichts sagen. Es gibt Ausnahmen, aber den Einwohnern von Fergus Falls gibt Relotius falsche Biografien, wie es ihm gerade passt, als wäre er ein Puppenspieler. Er versteigt sich auch zu grotesken Lügen wie jener, dass die Kinder der John-F.-Kennedy-Highschool ihre Vorbilder für den amerikanischen Traum gemalt hätten und zwar so: "Sie malten", schreibt Relotius, "nicht ein einziges Bild von einer Frau. Eine Klasse malte Barack Obama, zwei malten John D. Rockefeller. Die meisten malten Donald Trump." All das ist gelogen, einfach alles, es ist ausgedachter Mist.

Glaubt Relotius am Ende seinen eigenen Erfindungen? Das verneint er. Er weiß, dass er fabriziert, dass er täuscht, sagt er, und dafür hat einer wie er heute die größte vorstellbare Bastelkiste aller Zeiten zur Verfügung, das sagt er nicht. Aber mithilfe von FacebookYouTubeGoogleWikipedia lassen sich heute Welten und Gemeinschaften entwerfen, die auch deshalb so wirklich und wahr wirken, weil sie aus Schnipseln bestehen, die irgendwo auf diesem Planeten tatsächlich wirklich sind und wahr. Relotius arrangiert dieses Material, gruppiert es um ein Thema, um eine Figur, und er fährt ja auch hin zu den Orten, sieht manchmal Menschen, und sei es nur flüchtig, und all diese Elemente werden zu Farben wie auf der Palette eines Malers, aus denen er dann sein Bild des Lebens mischt.

Er sagt, er habe das nicht so freihändig gemacht im Fall von "Blind Date", einer Geschichte über eine FBI-Übersetzerin, die sich in den deutschen IS-Kämpfer Denis Cuspert verliebt. Aber wo schon das Thema eigentlich wie erfunden klingt, was wird dann erst für die Einzelheiten der Geschichte gelten? Beweisen lässt sich an dieser Stelle noch nichts. Es gibt Relotius' Aussagen, es gibt erste zusätzliche Recherchen. Es gibt Anhaltspunkte, die es zum Beispiel als sicher erscheinen lassen, dass die SPIEGEL-Geschichte über Colin Kaepernick in weiten Teilen ausgedacht ist, die Story über den Football-Star, der aus Protest gegen den alltäglichen Rassismus in Amerika beim Abspielen der Nationalhymne niederkniete und arbeitslos wurde.

Als Relotius über ihn schreibt und im Oktober 2017 im SPIEGEL die Geschichte "Touchdown" veröffentlicht, ist Kaepernick längst eine globale Ikone. Auch Relotius kommt nicht an ihn heran. Er will es aber doch wieder "irgendwie schaffen" und statt beharrlich an Zugängen zu arbeiten, träumt er sich hinein in Räume, die ihm verschlossen bleiben, in Turnhallen, zu denen er keinen Zugang bekommt, auch in Telefonate mit Kaepernicks Eltern. Die Einstiegsszene der Geschichte ist so geschrieben, als hätte Relotius in der ersten Reihe gesessen, aber er war gar nicht da. Kaepernick, heißt es da,
"sieht in die Gesichter drei Dutzend schwarzer Mädchen und Jungen, die vor ihm auf Stühlen sitzen; er hält lange inne, wie einer, der die Wahrheit kennt, aber sie nicht auszusprechen wagt."
Und bald hat Relotius wie durch ein Wunder Kaepernicks Eltern am Apparat.
"Sie haben gezögert, ob sie am Telefon über ihren Sohn sprechen sollen, sie wollten ihm keine Probleme machen, sagen sie, aber sie wollen auch, dass die Menschen ihn verstehen. Schließlich, manchmal weinend, manchmal lachend, erzählt die Mutter seine Geschichte."
Das Telefonat trägt die ganze weitere Story. Es hat nie stattgefunden. Kaepernicks Anwalt antwortet auf eine Anfrage per E-Mail, ob mit der SPIEGEL-Geschichte etwas nicht stimme, lakonisch: "There is no basis." Erst konfrontiert mit dieser Aussage des Anwalts gibt Relotius am vergangenen Donnerstag zu, dass er nicht mit den Eltern gesprochen hat. Zuvor hatte er im selben Gespräch erst noch das Gegenteil behauptet.

Es beginnt Claas Relotius' letztes Jahr als Journalist, 2018. Im März erscheint "Die letzte Zeugin". Es ist ein grandioses Kammerspiel um eine Amerikanerin, die sich als Zeugin von Hinrichtungen zur Verfügung stellt, weil das Gesetz die Anwesenheit einfacher Bürger vorschreibt. Die Frau befürwortet die Todesstrafe, also hält sie es für ihre Pflicht, den Staat an dieser Stelle zu unterstützen, außerdem dichtet ihr Relotius dramatische persönliche Erfahrungen an, die ihr Verhalten noch weiter erklären. Relotius begleitet sie, behauptet er, die ganze Geschichte lang scheint er an ihrer Seite zu gehen, ganz nah. Das beginnt schon im Einstieg, wenn sie ihr Haus in Joplin, Missouri verlässt,
"um einen Mann, den sie nicht kennt, sterben zu sehen. Sie verriegelt die Tür, dreht den Schlüssel dreimal um, dann geht sie eine menschenleere Straße entlang, zum Busbahnhof. Sie besorgt sich ein Greyhound-Ticket für 141 Dollar nach Huntsville, Texas, und zurück."
Es ist ein wirklich einfühlsames Porträt, souverän vorgetragen, der Reporter hatte offenkundig viel Zeit mit seiner Protagonistin, die ihren wahren Namen nicht in der Zeitung lesen will, so was kommt vor, man kann das verstehen, Relotius nennt sie Gayle Gladdis.
"Sie setzt sich auf einen Platz vorn rechts, auf langen Busfahrten, sagt sie, werde ihr oft übel."
Oder:
"Gladdis holt tief Luft, sie presst ihre Fäuste auf ihrem Schoß gegeneinander, so fest, dass ihre Fingerknochen weiß hervortreten."
Oder:
"Sie trägt eine Bluse und eine Halskette mit einem Kreuz, sie blättert in ihrer Bibel. Sie hat so oft darin gelesen, dass sich der Umschlag gegilbt und die Seiten gewellt haben. Sie schlägt das 3. Buch Mose auf, Kapitel 24, dort steht: 'Wer irgendeinen Menschen erschlägt, der soll des Todes sterben.'"
Passt alles perfekt. Stimmt nur nicht. Nichts davon. Claas Relotius hat in den USA keine Frau zu Hinrichtungen begleitet. Er ist nicht mit ihr Bus gefahren, er hat nicht mit ihr im 3. Buch Mose geblättert. Er hat eine Geschichte erfunden, 40.273 Zeichen lang, fünf Seiten und eine Spalte in der SPIEGEL-Ausgabe 10/2018, Seite 58 bis 63. Das dürfte, selbst für seine Verhältnisse, ein Rekord sein.

Wurde es schlimmer mit der Zeit? Relotius hat es nicht so erlebt. Er beschreibt eine Mechanik, die bei ihm einsetze, seit er als Journalist arbeitet, es war von Anfang an so. Wenn die Recherche gut laufe, wenn er interessante Leute finde, arbeite er wie ein "normaler" Journalist, dann verändere er auch sein Material nicht, poliere nichts. Sagt Relotius. Man mag daran im Lichte der neuen Erkenntnisse berechtigte Zweifel haben.

Wenn es aber hake, sagt Relotius, wenn er nicht weiterkomme, wenn er nicht zu einer Geschichte finde, dann beginne er zu fälschen. Dann schreibe er gefälschte Sätze hin und lasse sie stehen, und er finde sie teilweise selbst so dreist, so lächerlich, dass er während des Schreibens zu sich sage:
"Come on! Im Ernst jetzt? Damit kommst du niemals durch!".
Im Gespräch mit Relotius wirkt es so, als sei er nun, nachdem seine Welt eingestürzt ist, auf der Suche nach Metaphern für sich selbst. Er ist noch nicht fündig geworden.

Macht ihm, in den vergangenen Jahren, das Fälschen auch Spaß? Freut er sich an einem gelungenen Einstieg, einer schönen Szene, einem Detail, wenn alles gut erfunden ist? Über solche Fragen schüttelt Relotius am vergangenen Donnerstag den Kopf. Er sagte, dass es ihn sogar ekele vor sich selbst, wenn er fälsche. Dass es ihm leid tue, alles, dass er sich zutiefst schäme. Dass ihm nun erst bewusst werde, was er seiner Umgebung angetan habe. Mit ihm stimme etwas nicht, sagt Claas Relotius, daran müsse er nun arbeiten.
"Ich bin krank, und ich muss mir jetzt helfen lassen."
Er schreibt noch "Ein Kinderspiel", sein vorletztes Werk, das am Montag vor drei Wochen, am 3. Dezember, mit dem Deutschen Reporterpreis 2018ausgezeichnet wird als beste Reportage des Jahres. Der Text über einen Jungen, der ein Anti-Assad-Graffito an eine Wand in Daraa sprühte und so womöglich eine Massenbewegung lostrat, erschien im SPIEGEL am 23. Juni 2018. Es ist nur, leider, wie so viele andere Arbeiten aus Relotius' Manufaktur, ein fantasievolles Machwerk. Schwer zu sagen, wie sich hier die Fakten von der Fantasie trennen lassen, schwer, die Fragen danach zu beantworten, mit wem Relotius eigentlich Kontakt hatte, wie oft, wie intensiv, wie eigentlich übersetzt wurde, wie all diese Handy-Verbindungen überhaupt rein technisch möglich gewesen sein sollen.

Relotius will nicht ins Detail gehen, dem Augenschein nach: aus Scham. Er gibt pauschal zu, dass es etwa die Führungen per Handyvideo durch eine zerstörte Stadt nie gegeben hat. Er gibt zu, dass die Dramaturgie des Textes (es wechseln sich Erzählpassagen mit scheinbaren Wortprotokollen ab), insofern gefälscht ist, als dass es so viele Protokollabsätze, Wortlaute des Protagonisten gar nicht gab im Material, dass sie deshalb von ihm, Relotius, erfunden oder aus sehr wenigen Zitaten konstruiert wurden. Er zeigt am Donnerstag Stellen im Text, die gefälscht sind, aber ohne Genauigkeit, eher wischte er über Absätze hin.

Bleibt noch "Jaegers Grenze", wo die Geschichte von Claas Relotius als Journalist vorerst endet. Man kann das Davor und Danach sehr lang oder sehr kurz erzählen, entscheidend ist das Ergebnis: Dass im Zuge dieser Textarbeit und ihrer Veröffentlichung im SPIEGEL ein großer Spuk zu Ende geht, den Claas Relotius ungehindert viel zu lange aufführen konnte. 

Es ist Juan Moreno, der gegen alle Widerstände nicht locker lässt, recherchiert, antreibt, und an seine Fakten glaubt. Leicht ist das nicht für ihn. Anfangs rennt er gegen Wände, wie ein Whistleblower, dem erst nicht geglaubt wird, weil seine Wahrheiten so unbequem sind. Und weil der Beschuldigte so unverdächtig wirkt und so unbescholten ist.

Die Entstehungsgeschichte von "Jaegers Grenze" ist ein kleiner Roman für sich. Im Verlauf der Recherche, die Claas Relotius in die USA führt, während Juan Moreno im Süden der amerikanisch-mexikanischen Grenze unterwegs ist, entstehen bereits viele Verwerfungen, die anschließend dazu beitragen, dass die Vorwürfe nicht schneller ernst genommen und aufgeklärt werden. Auch wird Relotius im November aktiv, um sein falsches Tun mit krimineller Energie zu bemänteln. Er fingert in E-Mails herum, er verschickt irreführende Screenshots von Facebook-Seiten. Am Ende wird er doch von den Beweisen erdrückt, die Moreno gegen ihn versammelt.

Es geht erst um simple Dinge, um Namen von Figuren, die in "Jaegers Grenze" auftauchen, um ihre Biografien, um Identitäten. Es geht darum, schon nicht mehr so simpel, dass sich vieles, was Relotius in seinem Textteil über seine Tage mit einer Bürgerwehr erzählt, sehr ähnlich liest in einer sehr langen Reportage, die der Investigativreporter Shane Bauer für das Magazin "Mother Jones" geschrieben hat. Vieles andere liest sich freilich auch völlig anders. Aber die Hauptfiguren der SPIEGEL-Bürgerwehr nennen sich Jaeger, Pain, Ghost, Spartan - so heißen auch die Hauptfiguren der "Mother-Jones"-Geschichte. 

Kann das ein verrückter Zufall sein? Und warum heißt der Mann in Camouflage, von dem der SPIEGEL ein Foto druckt, Chris Jaeger - und nicht Chris Maloof, wie in der "New York Times", wo das gleiche Foto schon Ende 2016 erschienen war? Was geht hier vor?

Relotius fertigt ein Manuskript mit dem Arbeitstitel "Showdown", Moreno ist damit sehr unglücklich. Am Abend vor Drucklegung sieht er die Geschichte samt Layout und stolpert gleich über die Bilder. Der Artikel ist illustriert unter anderem mit einem Foto von Tim Foley, dem Bürgerwehr-Chef aus Arizona, der im Text nicht weiter vorkommt. Vor allem wundert sich Moreno, dass Relotius so beharrlich behauptet hatte, die Bürgerwehr, die er angeblich infiltrieren konnte, weigere sich, fotografiert oder gefilmt zu werden. Dieser Foley ist aber eine recht öffentliche Figur, er taucht im preisgekrönten Dokumentarfilm "Cartel Land" auf und lebt unter anderem davon, Journalisten und Touristen gegen Geld an der Grenze entlang zu führen und sie eintauchen zu lassen ins Milieu der Bürgerwehren. Was ist da los?

Moreno schreibt eine E-Mail an die Dokumentation und fragt nach, er macht Kollegen gegenüber bald Andeutungen über womöglich faule Stellen, aber er hat noch nichts Substanzielles in der Hand. Er sucht nach Hinweisen im Internet. Tags darauf, am Donnerstag, 15. November, Tag der Drucklegung, telefoniert er mit einem Dokumentar. Sie tauschen sich aus über die Geschichte, Moreno äußert seine Zweifel. Sie sprechen darüber, dass die Protagonisten des Textes bereits in anderen, älteren Quellen aufgetaucht sind, das Gespräch endet aber für beide Seiten nicht mit dem Gefühl, dass es einen Grund gäbe zu der Annahme einer vorsätzlichen Täuschung, keinen Grund mithin, der es rechtfertigen würde, die Geschichte womöglich noch zu stoppen.

Am Freitagabend, der Text liegt nun gedruckt vor im neuen SPIEGEL, der tags darauf ausgeliefert wird, redet Moreno mit seiner Ressortleitung, mit dem Gesellschaftschef Matthias Geyer, und informiert ihn darüber, dass er glaube, der Text enthalte Fälschungen. Geyer fordert ihn auf, seine Vorwürfe schriftlich zu fixieren. Am Sonntag schickt Moreno einen ersten Katalog von drei Fragen, in denen es um Foleys Foto und andere Elemente des Textes geht. Relotius wird mit diesen Fragen konfrontiert. Er verteidigt sich auf ebenso brillante wie verschlagene Weise. So eloquent antwortet er auf die Vorwürfe, und er gibt auf so perfekte Weise auch Imperfektionen in seiner Arbeit zu, dass plötzlich Moreno wieder wie ein Stänkerer aussieht. Er geht durch tiefe Täler damals, ohne eigenes Verschulden.

Moreno nutzt eine Recherchereise in die USA, um noch mehr Material gegen Relotius zu sammeln, vor allem aber, um sich selbst zu schützen. Ihn treibt der unerträgliche Gedanke um, dass sein eigener Name über einer Geschichte steht, die er für unwahr hält in weiten Teilen. Für das SPIEGEL-Sportressort beginnt er mit der Arbeit an einer Reportage über den Boxer Floyd Mayweather, den aktuell bestbezahlten Sportler der Welt. Mit an Bord ist der Münchner Fotograf Mirco Taliercio, der bei der Vermittlung eines Treffens mit Mayweather geholfen hat, Moreno und Taliercio sind gut befreundet.

Deshalb nimmt ihn Moreno auch auf den geheimen zweiten Teil seiner Reise mit: Er möchte Tim Foley besuchen, den Chef der Bürgerwehr Arizona Border Recon, und vielleicht auch Chris Maloof finden, den Mann in Tarnkleidung, der im SPIEGEL Jaeger heißt. Da beide in der SPIEGEL-Geschichte auftauchen, muss Claas Relotius mit beiden Kontakt gehabt haben, jedenfalls dann, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Mit Jaeger/Maloof will er schließlich ganze Tage und Nächte in der Wüste verbracht haben, wenn sich der Amerikaner daran nicht erinnert, wäre das mehr als merkwürdig. Moreno gelingt es, zu Foley Kontakt herzustellen. Über ihn wird er auch Maloof treffen können.

imago/ CHROMORANGE
Moreno und der Fotograf Taliercio kommen aus Las Vegas, sie fahren 770 Kilometer im Auto nach Arivaca, Arizona, wo Bürgerwehrler Foley alias Nailer gegen eine Gebühr von 200 Dollar mit ihnen zu sprechen bereit ist. Moreno zeigt Foley ein Bild von Relotius. Es gibt ein Video davon, und es ist für jeden erschütternd, der bis dahin geglaubt haben mag, Claas Relotius sei nichts als der zuverlässige, freundliche Mensch, als den man ihn die längste Zeit zu kennen glaubte. Der Amerikaner sagt, klipp und klar, er habe diesen Deutschen noch nie in seinem Leben gesehen.

Die Szene wiederholt sich wenige Tage später an anderem Ort, in anderer Besetzung. Es ist der 4. Dezember, Relotius hat tags zuvor die E-Mail von Janet Foley und den Reporterpreis erhalten für "Ein Kinderspiel". Nun sitzt in Arizona ein bärtiger Mann vor einer Videokamera, der der Chris Jaeger aus dem SPIEGEL sein sollte und sich hier Chris Maloof nennt. Er zeigt sogar eine ID zum Beweis. Er wirkt ruhig und entspannt.

Er bekommt Relotius' Foto gezeigt und sagt, noch überzeugender als zuvor Foley:
"Ich habe diesen Mann noch nie im Leben gesehen."
Relotius hat trotzdem über ihn geschrieben, oder über Teile von ihm. Es heißt zum Beispiel, er trage die Worte "Strength" und "Pride" auf seine Handrücken tätowiert. Aber Maloofs Hände sind nicht tätowiert. Maloof ist nicht Jaeger. Es gibt Jaeger nicht. Und Relotius ist weder dem einen noch dem anderen begegnet.

Es ist alles nur ein Arrangieren von Rohmaterial, vor allem fremdes, das ist die eigentliche Methode Relotius.
Er bedient sich aus Bildern, aus Facebook-Posts, YouTube-Videos, er fleddert alte Zeitungen, entlegene Blogs, und aus den Teilen und Splittern und Fetzen und Krümeln erschafft er seine Kreaturen wie ein verspielter kleiner Gott. Chris Jaeger, Gayle Gladdis, Neil Becker aus Fergus Falls, Nadim und Khalid in Kirkuk, Ahmed und Alin aus Aleppo, Mohammed Bwasir aus Guantanamo, sie sind keine Menschen aus Fleisch und Blut, sie leben nur auf dem Papier, und ihr Schöpfer heißt Claas Relotius. 

Manchmal lässt er sie singen, manchmal weinen, manchmal beten. Und wenn es ihm gefällt, wie in "Jaegers Grenze", dann lässt er seine Hauptfigur auch einmal schießen, mit einem Sturmgewehr, mit scharfer Munition, in die Nacht hinein, einfach so, und weil es an den Schluss seines Märchens gerade so gut passte.

Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Textes wurde der unangemessene Ausdruck "getürkt" verwendet. Wir haben das korrigiert. Außerdem wurde der Boxer Floyd Mayweather als bestbezahlter Sportler aller Zeiten bezeichnet. Tatsächlich ist er der aktuell bestbezahlte Sportler der Welt. Wir haben die entsprechende Stelle geändert.

dinsdag 14 augustus 2018

How Ed Miliband lost the Jewish vote

             


How Ed Miliband lost the Jewish vote

He’d be the first Jewish prime minister since Disraeli. So why is a swing-voting community overwhelmingly backing the Tories?

18 April 2015

9:00 AM
When he was seven, Ed Miliband was taken to visit his grandmother in Tel Aviv. Pointing to a black-and-white photograph in her home, young Ed demanded to know who ‘that man in the picture’ was. He was told the man, David, was his grandfather and had died in Poland many years before he was born. Only years later did Miliband realise that his grandfather had been murdered by the Nazis for being Jewish.
Miliband’s parents only narrowly escaped a similar fate: fleeing Belgium as the German armies overran it in 1940, his 16-year-old father caught the last boat from Ostend to Britain. In Poland, his mother — together with her sister and mother — was sheltered throughout the war, initially by nuns: Marion Kozak would make it to Britain seven years after her future husband.
In less than a month’s time, this son of Holocaust refugees could become the first Jewish occupant of Downing Street since Benjamin Disraeli. Whatever your politics, it is a remarkable and affecting story. But it is a tale with a twist: Miliband’s relationship with Britain’s Jewish community is an uneasy one — and in this closely fought election the mutual distrust which now defines it may contribute to depriving him of the premiership.
This was made clear last month at a dinner for the Community Safety Trust, a charity which provides security for Jewish venues. When a fundraising video was screened featuring Miliband, his image was greeted with loud and widely joined-in booing. It was, says Stephen Pollard, editor of the Jewish Chronicle, ‘an astonishing moment’.
For much of the Jewish community, Miliband was a blank sheet when he was elected Labour leader. This is not altogether surprising. His parents, wrote Miliband in 2012, ‘defined themselves not by their Jewishness but by their politics’ and they brought up their boys outside the community.
On winning the leadership, Miliband appeared to embark on something of a journey. He was, says one former Labour party staffer, ‘forced to get to know the community’. At times, he seemed to enjoy the experience of finding his Jewish self. Dinners, receptions and well-received speeches to Labour Friends of Israel’s annual lunch followed. The journey culminated, last spring, in what appeared a highly personal choice for his first major overseas trip: a visit to Israel.
Miliband returned home to declare himself a ‘friend of Israel’, committed to ensuring ‘Israel’s security and right to protect itself’. That commitment would, however, be put to the test within weeks, as — following the murder of three Israeli teenagers and a wave of rocket attacks on Israel from Hamas–controlled Gaza — Israel launched Operation Protective Edge. Miliband responded by condemning Israel’s actions and suggesting that David Cameron’s ‘silence on the killing of hundreds of innocent Palestinian civilians’ was ‘inexplicable’. 
It was not so much Miliband’s condemnation that angered many British Jews, but its fiery nature, its lack of nuance — the apparent lack of context or empathy for Israeli civilians who found themselves under sustained attack from Islamist terrorists — and the suspicion that he was using the issue as a political football.
But for many, what was to follow was worse: the Labour leadership’s four-month silence as anti-Semitic attacks doubled at home. ‘Only when things got really bad did they feel they had to say something,’ says one community activist. ‘It felt like it took a very long time.’ This was the hardest thing for British Jews to bear, and it made many of them confused and angry.
Instead of attempting to heal the rift, however, Miliband went on to widen it, whipping his MPs last October in support of a motion backing unilateral recognition of a Palestinian state — proposed by a Labour backbencher who the month before had compared the Israeli army to Isis.
But why? What could his motive be? Some think that Miliband wishes to erase all traces of New Labour, others that he’s simply weak and has let Diane Abbott and the hard left to dictate his foreign policy. Then there are those who believe him to be a cynic, keen to keep in step with the rise of anti-Zionist, anti-Israel sentiment: these cite his so-called ‘35 per cent’ core-vote strategy. Many British Jews, however, have come to believe that this is simply where Ed instinctively is. For this last group, Miliband is part of the left for which the Palestinian struggle is of central importance.
Jews don’t form a homogeneous voting bloc, but they have in the past been a barometer: long left-leaning, they strongly backed Margaret Thatcher in the 1980s before swinging heavily to New Labour in 1997.
This week, a poll for the Jewish -Chronicle found that 69 per cent of Jews intend to vote Tory next month, with Labour trailing on only 22 per cent. Moreover, while 64 per cent said David Cameron had the best attitude towards British Jewry, only 13 per cent picked Miliband as the best supporter of the community. The Jewish Chronicle poll found 73 per cent of Jews said the parties’ approach toward Israel and the Middle East was ‘very’ or ‘quite’ important in determining how they would vote, and by 65 to 10 per cent Cameron led Miliband on having the best attitude.
Community activists believe Miliband’s position on Israel has become such a sticking point that many Jews who traditionally vote Labour can’t bring themselves to do so. One said: ‘They have been forced to choose between their party and their support for Israel in a way they never thought they would be.’ Some have already made that choice: last autumn, Maureen Lipman declared that, for the first time in five decades, she wouldn’t be voting Labour. At the same time, Kate Bearman, a former director of Labour Friends of Israel, resigned her party membership.
Even some Jewish Labour activists believe the party has written the community off electorally. This could turn out to be a costly miscalculation. There are a string of marginals — Finchley and Golders Green, Hendon, Brent Central, Ilford North, Hornsey and Wood Green, Hampstead and Kilburn, Harrow East, Harrow West and Hove — where Miliband has little room for error and Jewish voters could provide the difference between victory and defeat.
The Labour leader has, says one sympathetic observer, shown a great deal of ‘carelessness’ in his dealings with the Jewish community. If that carelessness costs him the keys to No. 10, he continues, the ‘tragedy will be complete’.

Feeling under siege




Afbeeldingsresultaat voor JVL



13 Aug 2018

Feeling under siege




JVL Introduction
NY brit expat, historian of political and economic thought and life-long political activist, blogs often on the Daily Kos. Not usually on this topic.
But here she writes about what it feels like to becalled a kapo by a fellow Jew, and an antisemite by a non-Jewish member of the Labour party.
Why a kapo and an antisemite? Because as a Jew she doesn’t support Zionism

The rich history of Jews in America includes the Uprising of the 20,000 (New York shirtwaist strike of 1909) and other trade union struggles

Anti-Capitalist Meetup: Feeling Under Siege

Daily Kos, NY brit expat
12 August 2018

These past couple of weeks have put me in a particularly vile mood, to the point when watching Family Guy with my husband yesterday, there was a scene where Lois is having severe allergies with a runny nose and decides to take a shower so that she can actually blow snot into her hands, and as she is walking out of the kitchen she bangs her arm on the doorframe; Peter walks in and says good morning and she replies “drop dead” to him – my husband comments “reminds me of someone I know” to which I responded “drop dead.”
While I would rather have my life imitating other things than what is often a misogynist and stupid cartoon alas this is not the case. As the world descends into barbarism with racism, antisemitism, Islamophobia and xenophobia on the increase in Europe and the US, I am beginning to feel somewhat under siege. My prediction after the Brexit referendum that the Tories will crash Britain out of the EU with a “no deal” Brexit, call a general election and leave Jeremy Corbyn to clean up the mess is becoming more and more possible by the day as the divided Tories are completely unable to negotiate with the EU as they strongly disagree on what they want. 
Quite honestly Theresa May has demonstrated constantly that she has no leadership abilities to speak of; that some Tories are completely living on another planet where the rise of the British empire is possible, and where Boris Johnson has decided to get advice for a leadership campaign from Steve Bannon of all people. Boris seems to be really going for the fascist vote with his idiotic Islamophobic and racist comment about women that wear burqas looking like letterboxes which he refuses to apologise for. Bannon also praised the fascist Tommy Robinson (founder of the English Defence League) and Boris Johnson. 
If I were Boris, I wouldn’t want to be in the same sentence as Tommy Robinson (unless he really thinks that fascism is the way to win a leadership election; this is odd as most of those that are Tory party members are certainly xenophobes, but not fascists, but that is another story) leading to speculation that Bannon is doing more than meeting with Boris, but actually advising him.   Given Bannon’s greetings to a free Tommy Robinson march in June and his attempt to develop an international right-wing movement, we have a lot to be worried about.
Holiday in the Sun
So, while on holiday (where I do not have access to baking to relieve my anger and stress – somehow baking pies and cakes helps me relieve anger, who knows?) and having re-read To Kill A Mockingbird, in my desperate attempt to try and understand the insanity that the US is undergoing, I picked up Phillip Roth’s The Plot Against Americaand start reading. I came across what I think is an excellent paragraph to provide an insight to my husband about what my life as an American Jew was (even though this was written about the 1940s and I grew up in the 1960s and clearly there were differences) and I started reading this paragraph to him at which point I burst into tears:
“Israel didn’t yet exist, six million European Jews hadn’t yet ceased to exist, and the local relevance of distant Palestine (under British mandate since the 1918 dissolution of the victorious Allies of the last far-flung provinces of the defunct Ottoman Empire) was a mystery to me. When a stranger who did wear a beard and who never once was seen hatless appeared every few months after dark to ask in broken English for a contribution towards the establishment of a Jewish national homeland in Palestine, I, who wasn’t an ignorant child, didn’t quite know what he was doing on our landing. My parents would give me or Sandy a couple of coins to drop in his collection box, largesse, I always thought, dispensed out of kindness so as not to hurt the feelings of a poor old man who, from one year to the next, seemed unable to get it through his head that we’d already had a homeland for three generations. I pledged allegiance to the flag of our homeland every morning at school. I sang of its marvels with my classmates at assembly programs. I easily observed its national holidays, and without giving a second thought to my affinity for the Fourth of July fireworks or the Thanksgiving turkey or the Decoration Day double-header. Our homeland was America (Phillip Roth, The Plot Against America, Vintage, 2016, pp 4-5).”
What in heaven’s name caused this emotional outburst? What was in this paragraph that so deeply moved me? Why this of all things caused me finally to give way from anger to deep sorrow? I am not someone that cries easily; given my upbringing, crying became to me, losing a battle – never give them your tears sort of thing. I cry at funerals, I cry in despair, but it is not something I do easily. Yet here I am bursting into tears at a paragraph and I sat there for the next few days wondering what had finally pushed me over the edge. Heaven forfend that I just move on; that is not me either unfortunately. As if I wasn’t already verklempt, later on I was sitting on the beach and I looked up from my book and there was a fascist arse with a large swastika tattooed on his body standing right in front of me; this needless to say was the cherry on the top of a crappy year.
I came to the conclusion after days of soul searching that I was in despair and what had put me there was a series of incidents that have happened to me. The first was the elimination of my relationship with members of my family that had supported Trump (whom I warned that he was an antisemite and a misogynist; he is of course a racist and an Islamophobe, but I had a bad feeling that my family members that voted for him wouldn’t give a damn about that). The second was being called a kapo at a counter protest against an accusation against Corbyn’s so-called antisemitism. I rejected Zionism as a solution to antisemitism when I was 14; I have been called a self-hating Jew and an antisemite many times in my life by other Jews whom I have disagreed with, but never a kapo – quite honestly I cannot think who I am working as a kapo for; comparing me to those forced into service by the Nazis at concentration camps is beyond appalling. The third was being called an antisemite by non-Jews on a local Labour Party (LP) FB page; being called an antisemite by people that are antisemites definitely pissed me off mightily.
Why are these people antisemites, you ask?
Because these people think that as a Jew I necessarily must be a Zionist and support Israel. Do I reject the fact that I am a Jew; do I hate Jews? Most certainly not, I neither reject my religion and the culture I was brought up in, I am a proud Jew. My rejection of political Zionism at age 14 came about as I believed (and still believe) that the actualisation of political Zionism in the state of Israel and the actions of the Israeli military and state were inconsistent with what I understood to be Jewish ethics and morality that I had been schooled in by my parents and the Hebrew School I attended. So, it was as a Jew that I rejected political Zionism; not the opposite.  So the accusation by non-Jews of being an antisemite really angered me.
I do admit to hating gefilte fish; I tried. I even had the fresh one made by my grandfather (I remember the fish swimming in his bathtub – he liked to go fishing and, as a child, I wondered about eating fish that were swimming in his bathtub; but I loved him very much and tried it – I remember asking why he just did not bake the fresh fish rather than gefilting it). There is not enough horseradish in the world that would make gefilte fish edible to me. I even tried it in Britain where it is deep-fried thinking that deep frying makes everything tastes better … alas no … but that does not qualify me for antisemitism (there are many Jews that find it gross especially those that are not from an Ashkenazi background like me).
As I have said many times on this discussion, those that self-identify as Jews come from various classes, they have different religious beliefs, they have different political beliefs ranging from the hard extreme right as fascists (think of Meir Kahane founder of the Jewish Defense League and the Israeli Kach Party) to the hard left (as Marxists and Anarchists). We disagree about most things, we do agree there is antisemitism; however, we do not agree on how to define it (and how to fight against it and eliminate it). The majority of Political Zionists are no longer Jews; in fact, they are antisemites (see Pastor John Hagee and Christians United for Israel as an example). The fact that people that are non-Jews are telling me what to believe and have the chutzpah to call me an antisemite is galling; most of these people do not even realise that there is political debate among those that identify as Jews and have no idea of the history of political division conditioned, of course, by different classes and political (and even religious) belief.
As the latest battle about antisemitism in the Labour Party (LP) raises its head, this time the issue is the adoption (or not) of International Holocaust Remembrance Association (IHRA) working definition examples (the IHRA’s rather meaningless definition itself has been adopted; it is the examples which all the fuss is now focused on). The Labour National Executive Committee (NEC) has put out a different group of examples to help clarify what is antisemitism.  One of my problems with the working definition (rather than the examples) is that it does not use the term racism to describe antisemitism; while races clearly do not exist as a scientific category, racism does exist and is a significant social problem. But there are serious problemswith the examples themselves which could lead to those that are not antisemites being accused as such. Quite honestly, I am wondering if the political positions of the Jewish Bund would pass the IHRA working definition of antisemitism and that would be a serious problem. So, it is important that these examples are clear and do not obfuscate understanding of what antisemitism actually is. Brian Klugdiscusses the differences between the texts addressing how the Labour Party NEC text attempts to clarify guidelines about what constitutes antisemitism.
On the 18th of July, Dame Margaret Hodge the LP Member of Parliament from Barking actually called Jeremy Corbyn “a f*cking antisemite and racist” – it is amazing to me that she has worked alongside him for so many years and has never called him such; how could she hold her tongue for so long if she actually believed this?
Following the adoption of legalised apartheid with the Nation-State Law passed in the Knesset on the 19th of July 2018 in Israel (de factoApartheid has, as numerous people have pointed out existed for quite some time there) once again the accusations against the Labour Party flair up. If you think that non-Jews in Israel are happy with Israel legally becoming an exclusive Jewish state with different civil rights for Jews and non-Jews, you haven’t been watching the news. One of the biggest problems with the usage of the IHRA definition is how it will impact on the rights of Palestinians to criticise Israel; there are Palestinian members of the LP, do they have no rights in this discussion?
But perhaps the most absurd part of this discussion is the accusation against Jeremy Corbyn by three British Jewish newspapers on the 25thof July of posing an “existential threat to Jews” – while many people think of existential threats as attempts to forbid worship or practice your culture, have children and raise them with your beliefs, work and have an income because you are a Jew, or the actual murder of Jewish citizens for being Jews, this actually refers to his refusal to adopt the IHRA working definition with examples. We have reached new heights of ridiculous … and I am angry. I know that I am not alone as this discussion is actually an international one, as an articlepublished in  Forward (an American Jewish publication since 1897) by Annie Cohen raises:
“To demand that the IHRA standard be met or Jews face an “existential threat” means that even here in the diaspora, our safety and security is still dependent on the silencing of another people.
That is simply not something I want to be part of. If your definition of anti-Semitism instantiates racial discrimination against Palestinians, it’s worthless.”
This week I was told on the same local LP page by a non-Jewish elected councillor that she was fighting antisemitism, fighting for Palestinian rights and against apartheid while I was still in nappies. Given that she is close to my age, give or take a year or two, her struggle against the forces of evil as a toddler is impressive. This came in reaction to a discussion on the IHRA working definition which she supports; I said to her that the person that wrote the IHRAworking definition of antisemitism said it was not supposed to be used in the manner it was being used. I also asked her since Apartheid was now legal (rather than de facto) in Israel, whether she opposed apartheid and supported the use of Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) against apartheid South Africa.
I am a Jew that grew up amongst Jews and learned about antisemitism very early on in life. In the area which I lived, the population was at least 95% Jewish (the remainders were Italian Americans) – essentially my parents moved from a shtetl in the Bronx, to a shtetl in Queens and then to a shtetl in Florida. Reading Phillip Roth’s description of his mother playing mahjong and canasta made me smile as my mom used to play the same with other women; his description of the relationship between his family members in Newark sounded so familiar. My mother loved the US, there were no pogroms against Jews like those in the “old country” that her family spoke of; in the book, the protagonist’s father talked about how we were protected by laws and the constitution …
Just for example, only four members (including an infant) of my whole extended family living in Europe survived the Holocaust (one of my cousins and her husband had numbers tattooed on their forearms; the others had the money to flee), and parents of my friends had numbers tattooed on their arms – one of whom came to talk to us in Hebrew school about her experiences in a concentration camp. I grew up among people horrified by antisemitism and the Holocaust, how can she possibly understand what I learned at a young age and how I have chosen to fight against it?
How can she understand that when I rejected political Zionism at 14 what that cost me (think about the rejection from people that you knew since you were young)? I will never forget that in High School on Holocaust Remembrance day they showed a movie called Night and Fog (warning, this is a link to the movie and it contains horrifying and heart-breaking scenes of concentration camps and their victims) and my friend asking the teacher if she could miss assembly that day as she feared she would see family members’ bodies – I had seen the movie when I was younger; it stills has a starring role in my nightmares. At age 19, I began doing Palestinian solidarity work seriously. At age 23, I stepped into an antisemitic beating being given to a young Chasid by a group of antisemites; I doubt the young man was happy being rescued by a woman, but I was not going to stand there and do nothing. One of my students (who was Muslim) when I was teaching at University asked me when Operation Cast Lead was happening whether the numbers of Jews killed in the Holocaust was exaggerated; I explained what happened to my family and explained that it would have been genocide even if it was only 10,000. I also explained to him that whatever happened to Jews in the Holocaust cannot justify what is happening to Palestinians.
Can she understand how that comment affected me (just want to say that all the other Muslim students came up and apologised for his comment; they were also horrified)? That antisemitism, like all racism, colours your life experiences daily … that oppressed people understand the impact of racism in their lives far better than an ally can. That you need to respect and hear those that you are offering solidarity to if you actually want to help rather than assuage your conscience or show that you give a damn.
I asked her if she told people of colour that she understood racism better than they did. Because, if she did, they would think she is a racist; just as if she told Muslims that she understood Islamophobia better than they did, they would think her an Islamophobe.
The reality is that her experience of second-hand racism and antisemitism is irrelevant; it is the oppressed that understand what they experience and she cannot tell the oppressed what to believe; that is racism, that is antisemitism, that is Islamophobia. She has no idea of the impact of these things on oppressed people as it is not a slur here and there; it is being forced to live with people’s hate and its consequences every day of your life. My knowledge and experience, that of my family, my friends shaped me and made me someone that has been fighting against injustice my whole life. Did she not realise that her comment demeaned my life; and everything that I learned and have fought for? Clearly not.  She offered a fake apology about her not meaning to upset me (as though my upset was due to my emotions and feelings rather than the objective fact that her comment was appalling).
If she wants to be an ally and in solidarity (and this holds for all allies), then she damn well better not tell me that her second-hand experiences are more important or relevant than mine. One thing is solidarity and support; another is her belief that she understands it better than me through second-hand experience. None of her family members had numbers tattooed on their arms, none of her friends’ parents did, she did not live with survivors guilt; she also never felt the condemnation of people she grew up with when she rejected Zionism. She hasn’t the slightest clue and she does not have the right to say shite like this to me. I admit I do appreciate that she gave me my anger back; despair is a rather desperate thing after all. Unfortunately, I can no longer say that I have not experienced antisemitism in the LP; I have experienced it not from the Labour left, but rather the Labour right – how far have we fallen that in a discussion about antisemitism, antisemitism is being deployed against Jews that are critical of Israel and Zionism? More and more younger Jews are moving towards my position; will we all be labelled antisemitic?

zondag 12 augustus 2018

Israel running campaign against Jeremy Corbyn


Afbeeldingsresultaat voor jewish voice for labour logo





08 Aug 2018

The Israeli hasbara programme


JVL Introduction
Asa Winstanley of Lobby Watch explores further evidence of the Israeli government’s hasbara (propaganda) campaign of psychological warfare against the Labour party and details some of the background to this.




Jeremy Corbyn has been under pressure from the Israel lobby once again. (Chatham House/Flickr)

Israel running campaign against Jeremy Corbyn


An app operated as part of an Israeli government propaganda campaign issued a “mission” for social media users to make comments against Labour Party leader Jeremy Corbyn, accusing him of anti-Semitism.
This is the latest evidence of an Israeli campaign of psychological warfare against the UK’s main opposition party.
The Act.IL app on Sunday falsely accused Corbyn of comparing Israel to Nazi Germany in a 2010 meeting which had been resurfaced by The Times last week.
The “mission” was documented in this Tweet by Michael Bueckert, a Canadian researcher who has been monitoring the app since last year.
The reality is very different from the app’s claims.
As my colleague Adri Nieuwhof explains, Corbyn hosted a meeting titled “Never Again – For Anyone” with Hajo Meyer, a survivor of the Auschwitz concentration camp and an anti-Zionist who spoke out strongly for Palestinian rights.
Meyer passed away in 2014.
The Act.IL app asks users to comment on Facebook in response to a Huffington Post UK story about Corbyn’s alleged “anti-Israel remarks,” which it claims are “often a way to hide anti-Semitism.”
The “mission” directs users to click “like” on a comment by Facebook user “Nancy Saada,” and write their own comments echoing her criticisms of Labour.
“Nancy” has posted elsewhere on her Facebook profile a photo of herself in an Israeli army uniform posing on an armored vehicle draped with an Israeli flag.
Israeli sabotage
As The Electronic Intifada reported earlier this year, the Act.IL app is a product of Israel’s strategic affairs ministry.
That ministry directs Israel’s covert efforts to sabotage the Palestine solidarity movement around the world.
Its top civil servant is a former army intelligence officer and the ministry is staffed by veterans of various spy agencies whose names are classified.
The Act.IL “mission” is another piece of evidence of the Israeli campaign of psychological warfare against Labour.
It is part of a long-running influence operation by Israel and its lobby groups to smear Corbyn, a veteran Palestine solidarity activist, and to label the party he leads “institutionally anti-Semitic.”
The operation also aims to push Labour, where there is strong support for Palestinian rights among the grassroots, in a more pro-Israel direction.
A covert element of the effort revealed last year by the undercover Al Jazeera documentary The Lobby involved attempts by the Israeli embassy to set up a grassroots pro-Israel organization for Labour youth.
The campaign has found support among the declining Labour right, including many of the party’s lawmakers, some of them involved with pro-Israel groups.
The Jewish Labour Movement, an anti-Palestinian group deeply linked to the Israeli government, has been at the forefront of the effort.
The group is run by Ella Rose, a former Israeli embassy officer.
Rose has privately admitted that as JLM director, she maintained close links to Shai Masot, the Israeli embassy spy forced to leave the country last year after the Al Jazeera investigation exposed him plotting to “take down” a senior UK government minister.
Masot was also spearheading the effort to manufacture a grassroots pro-Israel organization within the party, a tactic known as astroturfing.
JLM demands
Adam Langleben, the Jewish Labour Movement’s campaigns officer, issued his group’s latest demands on Corbyn on Monday.
These included that Labour adopt “unamended” the controversial IHRA definition of anti-Semitism which would define it as anti-Semitic to accurately describe the Israeli state as a “racist endeavor.”
The Israel lobby group is also demanding that Labour drop Chris Williamson – a leading leftist – as a lawmaker.
Instead of shutting down these claims as the bad faith attacks that they clearly are, Corbyn has continued a strategy of concession after concession that has only fueled the attacks.
He has rolled back his position on important matters of principle, like BDS – the boycott, divestment and sanctions movement for Palestinian rights.
In a Guardian opinion piece on Friday, Corbyn offered “dialogue with community organizations, including the Jewish Labour Movement” to discuss their demand that the IHRA document be adopted in full, even as he acknowledged that some of its provisions have “been used by those wanting to restrict criticism of Israel that is not anti-Semitic.”
It is unclear what Corbyn hopes to achieve in “dialogue” with a group that has close ties to a hostile foreign power committed to manipulating his party from within.
Not surprisingly, the JLM immediately dismissed Corbyn’s opinion piece as “another article bemoaning a situation.”
In his list of demands, the JLM’s Langleben admits that any concession Corbyn makes will not be enough.
“These measures would have been welcomed, and maybe even celebrated, two years ago,” he writes of his demands.
But now Langleben claims that matters have “reached the point of no return.”
“Decisive and significant actions, not words, are the only thing that can bring us back from the brink,” Langleben states.
He doesn’t say who must take this action, or what the action is.
This is certainly open to the interpretation that the Jewish Labour Movement expects the party to take the action of ousting its leader.
As for that “brink,” I warned in a widely shared Twitter thread last month that the Labour right and the Israel lobby may be planning a damaging split from the party.
Since I made that prediction, there are more signs that this could be coming to pass.
The most common response to my prediction on social media was to welcome their departure.
But be warned: Mainstream media which have fuelled sensational and often baseless smears will falsely portray any combined exit of right-wing lawmakers and anti-Palestinian activists as an “exodus of Jews” from the Labour Party. And yes, columnists supporting them will probably even use the same hackneyed biblical allusion.

https://www.jewishvoiceforlabour.org.uk/blog/8395/